16.06.2017

Wirtschaftsmediation – eine Chance für Kanzleien und Unternehmen

Blog

Hintergrund

16.06.2017

Wirtschaftsmediation – eine Chance für Kanzleien und Unternehmen

Zwei Mädchen streiten sich um eine Orange. Die Mutter versucht zu schlichten und bietet den beiden an, die Orange gerecht in zwei Hälften zu schneiden. Damit ist jedoch keine von beiden zufrieden. Da kommt die Mutter auf die Idee, die Töchter zu fragen, zu welchem Zweck sie die Orange benötigen. Dabei kommt heraus, dass die eine den Saft trinken, die andere die Schale zum Backen eines Kuchen verwenden möchte…  

Das ist die klassische „win-win-Situation“, die eine Mediation herstellen soll. Wer sich nun denkt, die Mediation sei auf familiäre Streitigkeiten beschränkt, der irrt. Denn Mediationen können auch sehr komplexe Konflikte in der Wirtschaft zufriedenstellend für beide Seiten lösen.  

Apple, Samsung, Siemens – Wirtschaftsmediation nimmt Fahrt auf  

Immer mehr Unternehmen interessieren sich für Mediationen, die mittlerweile auch von Großkanzleien angeboten werden. So haben sich Apple und Samsung, Giganten der Smartphone-Welt, zur Beilegung von Patent-Streitigkeiten auf eine Mediation eingelassen. Bei Siemens wurden Mediationsverfahren sogar dauerhaft in das Rechtsmanagement integriert: Sie wird sowohl bei arbeitsrechtlichen Streitigkeiten mit Mitarbeitern als auch bei unternehmensinternen sowie bei normalen zivilrechtlichen Streitigkeiten mit Geschäftskunden angewandt. Und mit dem Round Table Mediation und Konfliktmanagement hat sich in der deutschen Wirtschaft ein Förderverein gegründet, in dem DAX-Unternehmen wie SAP, Bayer, Telekom - und natürlich auch Siemens - Mitglieder sind.  

Was ist Wirtschaftsmediation? Welche Vorteile bietet sie?  

Gegenstand einer Wirtschaftsmediation können alle Konflikte im Innen- als auch im Außenverhältnis eines Unternehmens sein, wie zum Beispiel zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, Gesellschaftern und unterschiedlichen Unternehmen. Daneben sind klassische Felder das Arbeits-, Bau- und IP-Recht.

Die Mediation bietet den Unternehmen viele Vorteile. Sie ist sehr flexibel, da die Parteien selbst ihre Rahmenbedingungen festlegen. Auch ist eine Mediation schneller als ein Gerichtsverfahren und schafft nach dem „Prinzip Orange“ oft bessere Ergebnisse für beiden Seiten. Ein weiterer Vorteil ist die Vertraulichkeit und die deutliche Kostenersparnis gegenüber dem Gerichtsprozess.  

Mediation als ein Modus der Dispute Resolution – das richtige Verfahren für den jeweiligen Streit finden  

Gerade in der Wirtschaftsmediation finden Konflikte meist in einem stark rechtlich geprägten Kontext statt. Deshalb ist der juristische Background eines Mediators in dem jeweiligen Rechtsgebiet für die Medianten häufig von besonderer Bedeutung. Denn – auch wenn der Mediator keine Rechtsberatung leistet und insbesondere den Streit nicht entscheidet – wird das Vertrauen der Parteien in die Mediation potentiell gestärkt, da sie sich bei dem Mediator in kompetenten Händen wissen. Großkanzleien bieten die Begleitung in der Mediation nunmehr verstärkt an und ergänzen damit ihr bestehendes Angebot gerichtlicher und schiedsgerichtlicher Streitbeilegung durch ein konsensuales Verfahren. Denn klar ist: Jeder Konflikt ist individuell und benötigt ein auf ihn abgestimmtes Verfahren – dies kann nicht immer, aber immer öfter eine Mediation sein.

 

Dr. Stephan Bausch, D.U.
Partner
stephan.bausch@luther-lawfirm.com
Telefon +49 221 9937 25782


 

 

Simon Heetkamp
Associate
simon.heetkamp@luther-lawfirm.com
Telefon +49 221 9937 25050