16.02.2022
Frankfurt – Mit einem Neun-Punkte-Papier schlägt der Verband der Chemischen Industrie (VCI) Politik und Behörden einen Weg zur Beschleunigung von Zulassungsverfahren für Industrieanlagen vor. Das Rechtsgutachten dazu lieferten Dr. Stefan Altenschmidt und Pauline Müller von der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH.
Das Neun-Punkte-Papier geht aus einer vom VCI in Auftrag gegebenen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Gutachtens von Luther zur Weiterentwicklung der Öffentlichkeitsbeteiligung hervor. Rechtsgutachten und Studie kommen zu dem Schluss, dass Planungs- und Genehmigungsverfahren auch unter Beteiligung der Öffentlichkeit effizienter gestaltet und verkürzt – und daher vor allem digitalisiert – werden müssen.
„Mit Genehmigungsverfahren von gestern können wir das Morgen nicht klimaneutral gestalten. Was für Windräder, Stromtrassen und Solarparks gilt, muss für alle nachgelagerten Wertschöpfungsketten und daher auch für alle Industrieanlagen gelten. Hierzu brauchen wir noch in diesem Jahr dringend ein Beschleunigungsgesetz für Planungs- und Genehmigungsverfahren“, erklärt VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup.
Dr. Stefan Altenschmidt, Partner der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft und Co-Autor des Gutachtens, befürwortet die Digitalisierung der Öffentlichkeitsbeteiligung und fügt hinzu: „Um die Interessen am Geheimnisschutz und an einer stärkeren Digitalisierung der Öffentlichkeitsbeteiligung zu versöhnen, könnte das im staatlichen Geheimnisschutz etablierte in-camera-Verfahren genutzt werden.“ Bei diesem Verfahren prüfen drei zur Verschwiegenheit verpflichtete Richter die Berechtigung des geltend gemachten Geheimnisschutzes. In Verbindung mit einer kurzen Entscheidungsfrist von zwei Monaten könne hierdurch allen betroffenen Interessen entsprochen werden.
Altenschmidt plädiert auch dafür, den europarechtlich nicht geforderten Erörterungstermin zu streichen, der in der Praxis regelmäßig keine neuen Erkenntnisse bringt. Schließlich sei das rechtliche Instrumentarium für eine frühestmögliche und intensive Öffentlichkeitsbeteiligung nach dem Verwaltungsverfahrensgesetz bereits vorhanden.
VCI, IW und Luther stellten ihre Vorschläge heute auf einer Pressekonferenz in Frankfurt vor.
Über VCI:
Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von über 1.700 deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen sowie deutschen Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2021 setzte die Branche rund EUR 220 Milliarden um und beschäftigte über 466.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Für VCI:
Luther, Umwelt, Planung, Regulierung: Dr. Stefan Altenschmidt (Partner), Pauline Müller (Associate)