Susanne Abraham ist Rechtsanwältin bei Luther. Nachdem sie im Gesellschaftsrecht/M&A in Berlin angefangen hat, arbeitet sie nun als Teil des Luther-Teams in Singapur. Im Interview berichtet sie darüber, was sie bewegt hat nach Asien zu gehen, wie sie dort lebt und arbeitet.
Mein „Auslandseinsatz“ ist vielleicht etwas atypisch. Luther Deutschland bietet seit vielen Jahren jungen Anwältinnen und Anwälten die Möglichkeit, einige Monate in einem ihrer Auslandsbüros zu hospitieren. Das hat mich von Anfang an gereizt und war einer der Gründe, Luther in Deutschland als Arbeitgeber zu wählen. Ich glaube fest an die positiven Effekte, die eine Auslandsstage für jede Berufseinsteigerin und jeden Berufseinsteiger hat. Aus persönlichen Gründen bin ich aber einen anderen Weg gegangen und nun ausschließlich und auf Dauer bei der Luther LL.P. Singapur tätig.
Ausland hat für mich immer etwas Bereicherndes an sich. Luther hat eine starke Präsenz mit sieben Büros in Asien, von denen das Büro in Singapur das größte und etablierteste ist. Aus Berlin heraus hatte ich immer wieder sporadischen Kontakt mit Kolleginnen aus Singapur und dachte: Da muss doch noch mehr möglich sein, das will ich mir einmal selbst ansehen. Dass das am Ende der Pandemie geklappt hat, ist wohl den guten außenpolitischen Beziehungen zwischen Deutschland und Singapur zu verdanken: In beiden Ländern gab es ein strenge, aber effektive Covid-Prävention und dann auch sehr früh den ersten Reisekorridor für vollständig Geimpfte. Ich hatte Glück, dort mit dabei zu sein.
Singapur ist eine Stadt der Superlative und des Außergewöhnlichen. Ich hatte noch keine Asien-Erfahrungen, und über Singapur sagt man, es sei der leichte Einstieg nach Asien. Das kann ich einerseits bestätigen, andererseits ist es auch für meine Berliner Standards ein echtes Novum. Der Alltag läuft auf einem sehr sicheren, sehr hohen qualitativen Level ab und die Arbeitsmoral passt sich dem an. Viele unserer deutschen Mandanten haben hier bereits dein Markteintritt geschafft oder streben ihn an. Außerdem ist Singapur – außerhalb der Pandemie – ein Drehkreuz für Asien, was es für mich als reiseaffine Person enorm attraktiv macht.
Wie viel Zeit haben Sie? Solange ich mich noch zu den „Neuankömmlingen“ zähle, ist das sicher eine spezielle Momentaufnahme. Es sind 360 Tage Sommer, ich habe seit Kurzem ein Fahrrad und mache es mir zur Aufgabe, auch im Alltag möglichst viele neue Eindrücke zu sammeln. Das fängt bei dem Weg zur Arbeit an, auf dem einem schon mal Otter über den Weg laufen, und hört beim Essen – die Singapurische Küche zählt zu den vielfältigsten der Welt – nicht auf. Singapur ist ein Stadtstaat, man kann also an einem einzigen Wochenende vom einen zum anderen Ende des Landes – oder einmal drum herum – mit dem Rad fahren. Der Arbeitsalltag unterscheidet sich sowohl durch die internationalen Kolleginnen und Kollegen, als auch durch die Breite und Vielfalt der Aufgaben. Es herrscht eine „Hands-on“-Mentalität, gleichzeitig steht man ständig in engem Austausch und Brainstormings zu möglichen Lösungen für verschiedene Jurisdiktionen sind keine Seltenheit. Das Spektrum der Anfragen ist sehr weit und der Kontakt zum Mandanten direkt. Man bekommt viel aus dem operativen Bereich der Mandanten mit. Das ist spannend und ich kann daran neue Fertigkeiten entwickeln.
Auslandserfahrung würde ich immer empfehlen, sowohl beruflich als auch persönlich kann kaum eine „Ausbildung“ mithalten, wenn es um die Weiterentwicklung geht. Das Büro in Singapur ist bestens auf anlandende Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland vorbereitet und macht das seit vielen Jahren. Wenn man aber schon ein ganz konkretes Zielland in Südost-Asien vor Augen hat, lohnt es sich auch immer, nach Vakanzen direkt vor Ort zu fragen. Singapur ist in engem Austausch und kann solche Anfragen auch koordinieren, aber über unsere Website gelangt man auch direkt zu den Kollegen vor Ort. Alle hier sind sehr offen und zugänglich. Natürlich muss es auch im Heimatbüro passen, aber wenn man etwas Flexibilität mitbringt, lässt sich ein temporärer Aufenthalt immer irgendwie realisieren.
Vielen Dank für das Interview!