Sandra Sfinis über ihre Karriere im Arbeitsrecht

Interview mit Sandra Sfinis, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht in Hamburg

Frau Sfinis, Sie kennen vermutlich das Statement des amerikanischen Präsidentenberaters und Außenministers Henry Kissinger, als er gefragt wurde, was nötig sei, um Menschen zum Mond zu bringen?

Ich ahne es: „Den Willen es zu tun.“ Das ist in abgewandelter Form auch mein Credo von persönlicher Entwicklung und Karriere: „Einfach machen!“ Als ich nach dem Abitur beschloss, Jura zu studieren, wusste ich noch nicht, welchen beruflichen Weg ich einschlagen werde. Ich war mir sicher, dass sich die Weichen, ob nun in Wirtschaft, Rechtsprechung, Verwaltung oder Beratung, eher intuitiv mit den ersten Erfahrungen im Referendariat stellen würden. Und so war es dann auch. Letztendlich ist das Spektrum an Möglichkeiten für einen gut ausgebildeten Juristen so breit und so facettenreich, da wollte ich mich nicht zu früh einengen. Ich war einfach gespannt, wohin „die Reise gehen würde“ und vertraute auf Instinkt und Intuition. Was übrigens in vielen Fällen auch sonst ein sehr guter Ratgeber ist.

Und dann führte Ihr Weg in die Anwaltsrobe?

Ja, ich habe schnell gemerkt, dass mich die abwechslungsreiche Tätigkeit als Anwältin mit ihren inhaltlichen und tatsächlichen Herausforderungen begeistert. Im Studium erwarb ich bereits das Handwerkszeug - die Methoden und Fähigkeiten, die einen guten Juristen ausmachen. Ein exzellenter Anwalt benötigt jedoch mehr als fachliche Jurakenntnisse. Kompetenz, Expertise und Effektivität im Beratungsalltag sind das Ergebnis vielfältiger Stärken: Ein Anwalt muss komplexe Sachverhalte hinterfragen und in der Abwägung kontroverser Meinungen zu Lösungen kommen, strukturiert an zunächst unklare Problemstellungen herangehen, strategisch planen und differenziert beurteilen können. Manchmal ist die rechtliche Bewertung eines Falles lediglich ein Nebenkriegsschauplatz, wenngleich ein anspruchsvoller, der eigentliche Streitpunkt liegt dann aber doch woanders. Hier ist es entscheidend, im Gespräch mit Mandanten und der Gegenseite herauszufinden, wo die Lösung sein könnte, wo die jeweilige Schmerzgrenze liegt. Das geht nur, wenn man gut zuhören, geschickt nachfragen und eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen kann.

Auch inhaltlich habe ich schnell meinen Weg gefunden. Mich hat die faszinierende Vielfalt des Arbeitsrechts schon früh beeindruckt, und Luther hat es mir ermöglicht, mich konsequent auf diesem Fachgebiet zu spezialisieren.

Klingt ganz so, als ob Sie bei Luther in Ihrem Element wären?

Zweifellos. In meiner Tätigkeit bei Luther wurde es mir bisher nie langweilig. Als Fachanwältin genieße ich die Flexibilität und die inhaltliche Breite einer Wirtschaftskanzlei, betreue eine Vielzahl an Mandanten aus unterschiedlichen Industriezweigen und in einer großen Diversität von Themen. Das ist inspirierend und bereichernd. Daneben hatte ich bei Luther die Chance, einen starken inhaltlichen Schwerpunkt meiner Beratung im Bereich Health Care zu setzen. Diese Freiheit findet man sicherlich nicht in jeder Kanzlei. Für mich genau das Richtige!

Man sagt, Frauen seien empathischer und gerade deshalb besonders für Beratertätigkeiten geeignet?

Sie sind tatsächlich oftmals geduldigere Zuhörer und spüren Spannungen und Kontroversen eher auf. Als guter Anwalt wird man idealerweise auch zu einem Coach mit psychologischer Spürnase. Das lege ich auch jungen Kollegen nahe: „Zuhören, Ruhe bewahren, gezielt, aber gelassen nachfragen, Spannungen herausnehmen.“

Zudem sind Frauen durchaus einfühlender und nehmen sich selbst mehr zurück im Dienst der Sache. Das bedeutet zwar häufig auch, dass sie ihre Stärken und ihr Selbstbewusstsein weniger demonstrativ nach außen tragen und deshalb in Bezug auf ihre Ambitionen und Durchsetzungsfähigkeit gerne mal unterschätzt werden. Doch ich werde lieber unterschätzt und spiele meine Stärke im richtigen Moment aus, als mich auf oberflächliches Statusgehabe zu fokussieren. Substanz hat noch nie geschadet. Ein zu großes eigenes Ego kann einem hingegen sehr leicht im Wege stehen.

Sie sind nach einem Jahr Elternzeit wieder in Ihre vorherige Position zurückkehrt - in 30-Stunden-Teilzeit. Wie haben Sie die Entscheidung für die „Auszeit“ erlebt und was bedeutete für Sie der Wiedereinstieg?

Ich kenne Frauen, die ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie in Elternzeit gehen und machen sich Sorgen um ihre Position und berufliche Entwicklung. Das war für mich bei Luther überhaupt kein Thema. Ich habe keine Zäsur erlebt. Noch während der Schwangerschaft absolvierte ich das Partner Development Programm, ein unterstützendes Angebot der Kanzlei für den Schritt in die Partnerschaft. Gemeinsam mit dem Partner in meinem Team – wir arbeiten von Beginn meiner Karriere schon sehr eng zusammen - habe ich die Zeit meiner Abwesenheit und die anstehenden Herausforderungen so strukturiert, dass meine Mandanten hervorragend betreut wurden. So konnte ich bei meiner Rückkehr aus der Elternzeit nahtlos daran anknüpfen. Die Freude über meine Rückkehr war auf beiden Seiten, also bei meine Kollegen und meinen Mandanten, spürbar.

Hier zeigt sich auch der hohe Grad an Teamspirit bei Luther: Weder die laufenden Mandate noch die Mandanten erlitten Einbußen. Angesichts modernster IT-Infrastruktur war ich in die Kommunikation auf allen Ebenen eingebunden und gestalte meine Arbeit problemlos mit großer Flexibilität.

 

Das klingt ganz so, als ob Sie keinen Einbruch in Ihrer Karriere befürchteten?

Genau. Ich habe den Anwaltsberuf bewusst gewählt und definiere mich auch ein Stück weit über meine Tätigkeit. Meine bisherige Karriere habe ich mit viel Freude und einem hohen Grad an Selbstverwirklichung aufgebaut. Hieran knüpfe ich nahtlos an. Die Erfahrungen, die ich als Mutter mache, werden mir bei meiner weiteren beruflichen Entwicklung zweifellos von Vorteil sein. Als Frau macht es mich stolz, mich sowohl beruflich und privat gleichermaßen zu verwirklichen. Viel Unterstützung erhalte ich hier auch von meinem Ehemann, übrigens auch ein erfolgreicher Anwalt.

Ich genieße die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen genauso wie die Zeit mit meiner Familie. Natürlich sehe ich jetzt noch nicht voraus, welche neuen Fragestellungen auftauchen könnten. Aber auch hier sage ich: „Einfach machen!“ Mit der Rückendeckung der Kanzlei und der kollegialen Unterstützung, einer guten Arbeitszeiteinteilung und häuslichen Planung werde ich sicherlich alle neuen Herausforderungen meistern.

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