Sie wurden zu einem Vorstellungsgespräch bei einer favorisierten Kanzlei eingeladen und möchten sich nun optimal darauf vorbereiten?
Torsten Schneider, Director Human Resources bei Luther, gibt ein paar gute Tipps zu seiner Lieblingsfrage im Vorstellungsgespräch.
Kurz nach der Begrüßung, dem lockeren Small Talk zum Einstieg und der Vorstellung der anwesenden Gesprächspartner kommt sie auch schon, meine Lieblingsfrage: „Erzählen Sie doch zum Einstieg etwas über sich selbst.“
Und, was wären die Dinge, die Sie jetzt erzählen? Variante A: Sie spulen routiniert chronologisch die Daten Ihres Lebenslaufs ab, also die Dinge, die Ihre Gesprächspartner bereits von Ihnen aus den Bewerbungsunterlagen wissen? Variante B: Sie nutzen diese Aufforderung geschickt, um entscheidende Akzente zu Ihrer Persönlichkeit und Ihren beruflichen Erwartungen zu setzen. Ich empfehle eindeutig Variante B.
Die Frage „Erzählen Sie doch zum Einstieg etwas über sich selbst“ scheint einfach, weil es sich wie ein Freibrief anhört: keine kniffligen Details, keine Fragen nach speziellem Wissen, auch keine Frage nach Stärken und Schwächen. Aber es scheint nicht nur einfach zu sein.
Eine solche offene Einladung zu erhalten, birgt einige Herausforderungen, denn Sie erhalten keinen Rahmen für Ihre Antwort – nur eine schlichte Einladung etwas über sich zu erzählen. In Ihrem Kopf rattert es jetzt und Sie fragen sich:
Die Situation ist übrigens ähnlich wie bei einem erstmaligen Treffen mit einem potenziellen Mandanten, bei dem Sie Ihr Unternehmen und das Beraterteam kurz vorstellen wollen, um das Mandat zu erhalten.
Was Ihr Gesprächspartner in dieser Situation am meisten von Ihnen erwartet, sind Aussagen, die ihm zeigen „Ich kann die Bedürfnisse dieser Rolle und die Erwartungen sehr gut erfüllen“, nicht eine Selbstdarstellung im Sinn von „Alles über mich“. Aber wie kommt man von der breiten Frage des Interviewers zu einer konkreten und maßgeschneiderten Vorstellung? Es beginnt damit, dass Sie sich vorher sehr genaue Gedanken über sich und die bevorstehenden Aufgaben sowie das Unternehmen machen. Anschließend verknüpfen Sie das Ganze zu einer kongruenten Story.
Wenn Sie die Frage „Erzählen Sie mir von sich selbst“ hören, dürfen sie davon ausgehen, dass Ihr Interviewer dank Ihres Lebenslaufs bereits Ihre berufliche Entwicklung kennt. Ein Monolog auf der Grundlage Ihres Lebenslaufs ist daher Zeitverschwendung. Doch viele Bewerber machen genau das. Denken Sie daran, dass es bei Interviews mehr darum geht, die Persönlichkeit und die zu erwartende Arbeitsweise zu erkennen als Qualifikationen nachzuweisen. Wenn Sie nicht qualifiziert wären, wären Sie nicht im Raum.
Übrigens: Bei Mandantengesprächen ist das später nicht anders.
Stellen Sie sich vor, dass Ihr Interviewer einen Film in seinem Kopf ablaufen sehen will, wie Sie später in seinem Team zusammenarbeiten, vor Kollegen oder Mandanten präsentieren, sich notwendige Informationen verschaffen usw.
Nutzen Sie also bereits den Beginn des Gesprächs, indem Sie einen wesentlichen ersten Eindruck hinterlassen, warum Sie in das Team passen.
In diesem Zusammenhang ist etwas Vorbereitung erforderlich. Identifizieren Sie zunächst, was das Unternehmen speziell von dieser Rolle benötigt. Zweitens: Passen Sie Ihre Antwort an, um sich selbst als die optimale Person zu positionieren, die diesen Bedarf erfüllt.
Jetzt sind Sie eigentlich gut vorbereitet. Doch manchmal braucht es mehr, als nur gut vorbereitet zu sein. Jede Geschichte ist nur so gut, wie sie erzählt wird. Also verlassen Sie sich auch hier nicht auf den Zufall, sondern machen sie den Praxistest. Dies hat zwei Vorteile. Erstens entdecken Sie mögliche Inkonsistenzen und zweitens entwickeln Sie Sicherheit beim Sprechen.
Also, üben Sie Ihre Geschichte. Sprechen Sie diese vor allem laut aus, wie als Antwort auf eine Frage. Da dies eine Übung ist, werden Sie möglicherweise versucht sein, die Antwort zu murmeln. Doch nehmen Sie nicht den bequemen Weg. Laut zu üben ist der Schlüssel für eine überzeugende Story, denn es handelt sich nicht um eine mentale Übung.