Seit neun Jahren arbeitet Pascal Brinkmann bei Luther in Singapur und Kuala Lumpur. Was ihn bewegt hat, nach Asien zu gehen, wie er dort lebt und arbeitet und mehr im Interview.
Ich arbeite in zwei unserer Luther Büros, nämlich in Singapur und Kuala Lumpur. In Singapur habe ich angefangen, vier Jahre bevor ich die Leitung unseres Büros in Malaysia übernommen habe und hierfür nach Kuala Lumpur gezogen bin.
Neben der Mandatsarbeit in Singapur bin ich in erster Linie mit dem Ausbau unseres Büros in Kuala Lumpur beschäftigt. Das bedeutet, dass ich neben der juristischen Arbeit unser Team vor Ort ausbilde, mich um Marketingthemen und Markenpositionierung kümmere und Akquise betreibe. Der Unterschied zwischen unseren Büros in Europa und Südostasien ist, dass wir neben klassisch juristischen Themen auch diverse unterstützende Dienstleistungen wie etwa Buchhaltung, Payroll, Immigration und Tax Compliance anbieten. Damit wir uns in diesem Bereichen von unseren Wettbewerbern qualitativ unterscheiden, müssen standardisierte Arbeitsabläufe regelmäßig überprüft und verbessert werden, was in der Regel mehr Zeit in Anspruch, als man denkt.
Wie vermutlich bei den meisten war hier viel Zufall im Spiel: Ich hatte schon in England, Südafrika, Neuseeland und Australien studiert und wollte unbedingt im Ausland arbeiten und etwas aufbauen.
Die USA, Australien/Neuseeland und Europa kamen dabei nicht in Frage, weil ich fand, hier „für alles zu spät zu kommen“. Südamerika schied aus, weil ich nur schlecht Spanisch und null Portugiesisch spreche. Es blieben also Afrika, der Nahe Osten und Asien.
Es ist dann Singapur geworden, weil ich das Gefühl hatte, dass sich Südostasien die nächsten 50 Jahre weiter dynamisch entwickeln wird und ich noch früh genug gekommen bin, um dabei helfen zu können, hier etwas aufzubauen.
Singapur wird ja auch „Asien light“ genannt. Der Standort ist eine gute Gelegenheit, um unser relativ spezifisches Geschäft, aber auch die Region, die Kulturen und die Menschen kennenzulernen.
Wer aber langfristig hier bleiben möchte sollte sich meiner Meinung nach noch mindestens in einem weiteren Land (bei mir ist das Malaysia) gut auskennen, schlicht um sich auch als Berater weiterzuentwickeln. Die Länder um Singapur und – mit Abstrichen – Hong Kong herum gehören alle nicht unbedingt zu der Kategorie „hier funktioniert immer alles“ und wenn man lernt, Großprojekte auch in widrigen Umständen durchzubringen, ist das etwas, dass einem später – egal wo - weiterhilft.
Am Ende des Tages wird sich unser Arbeitsalltag nicht so sehr von unseren Kolleginnen und Kollegen in Deutschland unterscheiden: Unsere Mitarbeitenden sind bei uns vom ersten Tag richtig „nah dran“. Insbesondere unser Projektgeschäft erfordert ein hohes Tempo und wir müssen ein breites juristisches Verständnis, Pragmatismus und insbesondere hervorragende Organisations- und Kommunikationsfähigkeiten mitbringen. Es ist also selten Arbeit „im stillen Kämmerlein“.
Die Arbeit selbst ist sehr international und unsere Mandanten kommen von überall auf der Welt. Man hat also permanent mit Menschen aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturkreisen zu tun. Wir lieben das.
Unser Leben abseits der Arbeit unterscheidet sich natürlich sehr von dem, was wir aus Deutschland kennen. Wir leben direkt am Äquator – es ist also immer warm (worüber sich die Einheimischen zu meinem Vergnügen immer wieder aufregen. Ich empfehle dann immer 4 Grad kalten Novemberregen in Deutschland). Wir haben Indonesien, Thailand, Vietnam, Myanmar, China, die Philippinen und vieles mehr direkt vor der Haustür und wer gerne Neues sieht, für den ist das natürlich ein Genuss.
Ich würde Südostasien insgesamt sehr empfehlen. Die Mitgliedsstaaten der ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft repräsentieren insgesamt circa 700 Millionen Menschen. Es ist also grundsätzlich egal, wo in Südostasien man hingeht – Wachstumspotential und Aufbruchstimmung herrscht fast überall.
Vielen Dank für das Interview!