Gereon Walter ist Referendar am Standort Essen und arbeitet im Praxisbereich IP/IT. Im Interview berichtet er über seinen Weg zu Luther, die Vorbereitung auf die Examensprüfungen und seine Erfahrungen als frischer Vater während des Referendariats.
Zunächst einmal war es mir wichtig, „Großkanzleiluft“ zu schnuppern. Ich hatte während des Studiums die typischen Klischeebilder einer Großkanzlei im Kopf und wollte mir gerne einen eigenen Eindruck verschaffen. Zudem hat es mich gereizt herauszufinden, wie die Arbeit innerhalb und zwischen den verschiedenen Teams und Standorten organisiert und umgesetzt wird.
Auch die im Vorhinein gehegte Hoffnung, dass die Luther-Mandate spannender, bekannter und internationaler sind als in kleineren Einheiten hat sich durchaus bestätigt.
Ehrlich gesagt wusste ich vorher nicht, worauf ich mich einlasse und habe eher andere Rechtsgebiete ausgeschlossen, für die ich kein Interesse hege. Generell habe ich schon öfters während meines Studiums oder juristischer Tätigkeiten erlebt, dass der Sprung ins kalte Wasser belohnt wird und sich neue Interessen entwickeln. Zum Beispiel habe ich während meines Studiums an einem völkerrechtlichen Moot Court teilgenommen und während der Examensvorbereitung Studenten des „Rechts in der sozialen Arbeit unterrichtet“, ohne dass ich in einem der Bereiche Vorkenntnisse hatte und damit zwei der schönsten Erfahrungen meiner Ausbildung gemacht, die mich bis heute prägen.
Da ich während meines Studiums sowohl im Urheber-/Medienrecht als auch Kartell- und Wettbewerbsrecht meine Schwerpunktprüfung abgelegt habe und damit schon ein gewisses Grundwissen mitbrachte, bot sich allerdings der Bereich IP/IT an, um meine theoretische Expertise in die Praxis umzusetzen.
Andererseits begegnen einem im IP/IT-Bereich häufig Fragestellungen zu denen man vorher überhaupt keinen Bezug hatte – das Thema DGSVO beispielsweise begegnet einem in der Praxis nur allzu häufig, wird aber im Studium kaum behandelt - was in der sich ändernden Regulierung und sich ständig wechselnder technischer Verfahren begründet ist, die Materie aber auch unglaublich spannend macht.
Ich hatte anfangs tatsächlich überlegt auch noch in andere Bereiche reinzuschnuppern, allerdings zeigen sich gerade in der Zusammenarbeit mit anderen Teams zahlreiche Berührungspunkte etwa zum Arbeitsrecht oder M&A, sodass ich auch Einblicke in andere Rechtsgebiete gewinnen konnte.
Eindeutig die Geburt meiner Tochter im letzten Jahr. Dann kommt erstmal lange lange nichts und irgendwann in weiter Entfernung meine beiden „juristischen Babys“: Zum einen mein erster eigener Artikel in einer Fachzeitschriftund zum anderen das Werk von Sebastian Laoutoumai zur „Privacy Litigation“, das derzeit in der Endphase steckt und an dem ich unter großer Eigenverantwortung mitarbeiten durfte.
Grundsätzlich ist Dr. Maximilian Dorndorf als Partner für mich verantwortlich. Die Arbeitsaufteilunggeht vom fachverantwortlichen Partner aus, so dass ich oftmals meine Arbeitsaufträge direkt von ihm erhalte oder kleinere Teile der den (Senior) Associates übertragenen Aufgaben von diesen zugewiesen bekomme. Es kommt jedoch auch vor, dass ich Aufträge von anderen Teams oder Standorten erhalte, je nach dem wo gerade Bedarf herrscht. So abwechslungsreich wie die Mandate gestaltet sich schlussendlich auch die Zusammenarbeit, so dass man bei größeren Mandaten auch schon mal längere Zeit nur oder hauptsächlich mit einem Teammitglied zusammenarbeitet, während an anderen Tagen viele kleinere Aufgaben von unterschiedlichen Teammitgliedern kommen.
Die Hierarchie würde ich gefühlt als sehr flach beschreiben. Mit sehr vielen Kollegen und einigen Vorgesetzten war ich schnell per Du und auch beim Smalltalk in der Kaffeeküche (der derzeit coronabedingt deutlich zu kurz kommt) herrscht ein freundlicher, kollegialer Umgangston. Auch in der Rolle als Referendar spüre ich, dass ich und meine Vorschläge hier ernst genommen werden.
An jeden Standort gibt für die Referendare und WiMis eine Mentorin oder einen Mentor. Allerdings muss ich gestehen, dass ich zu dem Thema nicht viel sagen kann, da einerseits „seit Corona“ eine etwas größere räumliche Distanz innerhalb der Kanzlei herrscht und andererseits schon in meinem Team so viele offene Ohren für mich bereit gehalten wurden, dass ich gar nicht erst das Bedürfnis verspürte mich an jemanden außerhalb des Teams zu wenden.
Ich empfinde auf jeden Fall einen „Teamspirit“ innerhalb der Kanzlei. Dieser äußert sich zum Beispiel durch eine gelebte Geburtstagskultur, bei der man gerne für alle einen Kuchen oder ähnliches springen lässt. Zudem war es auch (solange Corona dies zugelassen hat) üblich, in großer Runde gemeinsam zu Mittag zu essen. Ich denke, dass gerade durch die Pandemie ein großer Teil dessen, was vorher möglich war derzeit leider entfällt, aber das ist wohl überall so. Generell gut aufgestellt ist Luther insofern über das firmeneigene soziale Netzwerke, die auch in Zeiten von vermehrtem Homeoffice für kurze Dienstwege sorgen und Kontaktbarrieren abbauen.
Ich würde gute Noten als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung eines Bewerbers beschreiben. Das juristische Handwerkszeug und Stressresistenz sind im Alltag wichtig und gute Noten ein Beleg für diese Fähigkeiten. Dennoch erfordert die Arbeit am Mandat auch unternehmerisches Denken, Empathie und Sprachkompetenz. Vor allem Letzteres zeigt sich in meiner täglichen Arbeit. Natürlich muss das Gutachten für die interne Beurteilung eines Sachverhalts juristisch einwandfrei sein, aber ein Mandant hat kein Interesse an tollen lateinischen Fachausdrücken oder einer möglichst komplexen Problemdarstellung sondern benötigt eine einfache, verständliche und praxisgerechte Lösung seines Problems. Ähnliches gilt auch für die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen und anderen Teams: Wenn ich das Problem der Arbeitsrechtler nicht verstehe und sie meines nicht, können wir nicht effizient zusammenarbeiten.
Ich denke es ist wichtig, über den Tellerrand zu blicken. Nur wenn man sich außerhalb seiner (juristischen) „Filterblase“ bewegt, ist es möglich die Probleme des anderen zu verstehen und damit seiner Rolle als Anwalt, Referendar und Teammitglied in Form eines Problemlösers gerecht zu werden.
Die Arbeitsbelastung hier am Standort war vollkommen angemessen und sogar geringer als von mir befürchtet. Auf meine Belange als Referendar (und frischer Vater) wurde stets jede nur vorstellbare Rücksicht genommen, so dass mich mancher AG-Kollege, der seine Station in kleineren Kanzleien absolviert hat, um meine Arbeitszeiten beneidete.
Das Angebot für Referendare ist wirklich top. Dank einer Klausurenflatrate bei Luther habe ich über 25 Probeklausuren bei Kaiser geschrieben und als ich vermehrt Klausuren zu einem bestimmten Thema suchte, die im internen Pool nicht enthalten waren, war es kein Problem diese zusätzlich zu buchen. Zudem hat mir Luther die Teilnahme an Crashkursen in allen Examensrechtsgebieten ermöglicht (inkl. der entsprechenden Skripte) und mir die Teilnahme an einer Simulation zur mündlichen Prüfung ermöglicht.
Aber der Referendar lebt nicht nur fürs Examen allein. Auch die Ausbildung im Hinblick auf das spätere Berufsleben ist hervorragend. Alle Teammitglieder, aber insbesondere Dr. Maximilian Dorndorf, haben sich, wann immer es möglich war, die Zeit genommen um meine Entwürfe mit mir durchzusprechen und mich in ihre eigenen Überlegungen und Arbeit einzubinden. Besonders stolz macht es einen natürlich, wenn die eigenen Mandantenschreiben eins zu eins an den Mandanten rausgehen.
Die ersten zwei Wochen war ich mir nicht sicher, ob ich zuvor Rechtswissenschaften oder Biologie studiert hatte. Die erste Zeit im Referendariat fühlte ich mich wie ein vollkommener Anfänger, was ja auch teilweise zutreffend ist, da die Arbeitsweise eine ganz andere ist und viele Rechtsgebiete hinzukommen. Wenn sich der erste Schock dann gelegt hat, merkt man, dass die eigene Ausbildung doch nicht so schlecht ist und nicht ohne Grund auf das Idealbild des Volljuristen gerichtet ist. Gerade bei der Bearbeitung unbekannter Rechtsmaterien zeigt sich, dass das sehr auf Abstraktion ausgerichtete deutsche Studium sich bezahlt macht und eben doch mehr ist als stumpfes auswendig lernen von Entscheidungen ohne Systemverständnis.
Als ich mich an mein neues Leben als Referendar einigermaßen gewöhnt hatte, konnte ich tatsächlich auch die größeren Freiheiten, das praxisnähere Arbeiten und meine Bezüge genießen.
Wie schnell die Zeit vergeht. Am Anfang fühlt sich das zweite Staatsexamen unglaublich weit weg an. Nun habe ich die Klausuren hinter mir und warte auf Ergebnisse, was die Zeitwahrnehmung von Autobahn auf verkehrsberuhigter Bereich zurück gesetzt hat und gerade auch ganz angenehm ist.
Die Horrorstories aus dem Studium (arbeiten bis 22 Uhr etc.) haben sich jedenfalls nicht bestätigt. Ich würde sagen, dass der Takt wie bei jedem guten Musikstück schnelle und langsame Passagen vorgibt. In der Regel bleibt immer Zeit für ein Gespräch oder einen Kaffee mit den Kollegen, aber es gibt halt auch Deadlines die gehalten werden müssen. Dabei trifft mich der Druck als Referendar natürlich nur in einer sehr abgeschwächten Form, so dass ich keinen Grund zum Klagen habe.
Referendarausbildung auf den Punkt. Ich würde jederzeit wieder kommen.